Der letzte Tropfen

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Ich habe schon längst geahnt, dass das System „meine Kinder – die Schule“ nicht ganz richtig eingestellt ist, aber der letzte Tropfen war der folgende Dialog mit meinem Sohn R. am Vorabend einer Mathe-Klassenarbeit.

Ich: Hast du dich gut auf die morgige Klassenarbeit vorbereitet?

R.: Ja. Alles in Ordnung.

Ich: Also, bekommst du eine Eins?

R.: Ich glaube schon.

Ich: Über welche Themen schreibt ihr?

R.: Mittelwerte. Auch Multiplizieren und Dividieren mit Brüchen und Kommazahlen.

Ich: Was ist dann ein Mittelwert von den ersten zehn natürlichen Zahlen, also von eins bis zehn?

R.: Eh… Moment mal… Zwanzig?

Ich: Na, klar: dafür bekommst du gewiss null Punkte.

Ich habe ihm dann noch ein paar einfache Rechenaufgaben mit Brüchen und Kommazahlen gegeben, aber nicht einmal eine richtige Antwort bekommen. Da musste ich ihm die Rechenregeln erklären und eine Menge Übungen dazu auf ein Blatt Papier schreiben. Nach anderthalb Stunden konnte er schon ziemlich flott rechnen.

Ich: Jetzt bist du doch einigermaßen vorbereitet. Aber wenn ich mich nicht eingemischt hätte, würdest du morgen eine Fünf oder sogar eine Sechs schreiben.

R. zuckt mit den Schultern.

Ich: Du weißt doch, dass ich dir bei Mathe immer helfen kann. Warum hast du dich nicht selbst an mich gewendet?

R.: Genau darum. Ich hatte vor, was anderes zu tun. Und jetzt habe ich deinetwegen anderthalb Stunden verloren.

Ich: Aber du hast doch dafür rechnen gelernt und kannst jetzt in der Klassenarbeit eine gute Note bekommen!

R.: Ist doch egal…

Also, ich meine, hier stimmt was nicht.

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